Paul Neu (1881-1940)

Karl Paul Neu wurde am 9. November 1881 in Neuburg/Donau als zweites Kind des Königlichen Rektors der Realschule Wilhelm Neu und seiner Frau Elise, geb. Bopp, geboren. Sein älterer Bruder Heinrich (Heinz), geb. am 31. August 1876, wurde Architekt und Hofbauamtmann. Er hatte noch vor dem Ersten Weltkrieg (1911) das Haus für seinen Bruder Paul in Holzhausen am Ammersee architektonisch betreut, fiel aber schon im November1914inFrankreich.1)

Die Schulzeit begann für Paul Neu am 26. September 1887 in der Werktagsschule in Neuburg. Er besuchte dort die beiden ersten Klassen bis 1889. Im Zeichnen erhielt er die besten Noten, aber Bemerkungen zeigen eine Schwerhörigkeit von klein auf. Da sein Vater inzwischen als Gymnasialprofessor nach Landau in der Pfalz versetzt worden war, musste der Sohn auch Ort und Schule wechseln. 1890 erhielt er nach Absolvierung der 4. Klasse die Erlaubnis, ab Herbst 1890 in der Studienanstalt Landau die erste Klasse der Lateinschule zu besuchen. Sein Vater wurde kurz danach dienstlich nochmals versetzt, und zwar nach Augsburg. Paul besuchte dort ab Herbst 1892 das Humanistische Gymnasium St. Stephan. Am Königlichen Realgymnasium wurde das Abitur im Jahre 1900 abgelegt.

Der Vater erwartete von seinem Sohn, dass er in München Architektur zu studieren habe, wie schon Heinrich, der seit 1896 an der Technischen Universität eingeschrieben war. Es dauerte noch bis November 1902, bis sich Paul in München zum Studium anmeldete. Er hatte aber schon zumindest seit 1901 Kontakt zum Akademischen Architek-tenverein (A.A.V.M.), wie eine von ihm gestaltete Einladungskarte sowie eine Postkarte zum 19. Stiftungsfest am 14. Dezember 1901 nachweisen.

Das Studium behagte Paul Neu nicht, wie sich Toni Horle, ein Mitstudent erinnert. Es scheint Schwierigkeiten mit dem Eltern-haus darüber gegeben zu haben. Der Kontakt zum A.A.V.M. blieb noch über Jahre erhalten, wenn Paul Neu sich auch bald dem von ihm gewünschten Beruf begann zuzuwenden. Zumindest bis 1909 wurde er vermehrt zu Aufträgen herangezogen. Die umfangreichste Arbeit für den A.A.V.M. war die Mitgestaltung der Festgabe zur Feier des 25jährigen Bestehens im Jahre 1907. Den Prachtband, im Folioformat in Leinen geschmackvoll gebunden, ziert die Neu´sche Einbandgestaltung. Zusätzlich lassen sich drei Zeichnungen im Text (zu Beginn von drei Untertiteln) sowie zwei Entwürfe für ein Los zur großen Ausstellung in München, die ein Jahr später stattfinden sollte, aufzeigen. Paul Neu war zu diesem Zeitpunkt zwar noch Mitglied, aber nicht mehr als Student geführt.

Eine frühe Arbeit, und zwar von 1902, belegt eine Teilnahme an einer Ausschreibung zusammen mit seinem Bruder Heinz. Vom Verband der Feuerbestattungsvereine deutscher Sprache wurde ein Wettbewerb für ein Krematorium in Bremen ausgeschrieben. Die Brüder hatten einen Entwurf zu einer „Toteninsel“ vorgelegt. Grundlage könnten Arnold Böcklins Gemälde mit dem gleichnamigen Titel gewesen sein. „Bei dem Wettbewerbsbeitrag der Architekten Heinz und Paul Neu...ist im Entwurf neben der durch die glatte Wasseroberfläche ausgehenden Stille eine weitere Assoziation zur Thematik des Todesflusses Styx festzustellen: Die Architekten projektierten ...eine Anlegestelle...die für den Fährmann Charon interpretiert werden kann...“ Der Entwurf – einer von drei „Toteninseln“ – errang keinen Preis.

Inzwischen hatte Paul Neu Kontakt zu Carl Günther Tresselt aus Großbreitenbach in Thüringen bekommen. Tresselt, mit Toni Horle befreundet, hatte auch zeit-weise ein kleines Häuschen am Ammersee. In Großbreitenbach hatte er den Verlag NOVITAS gegründet. Dort erschienen 1905 zwei Postkarten, von Neu 1904 entworfen; eine zeigt einen Dachauer Bauern. Um 1907 hatte Tresselt mit einem Betrieb der Kleinkunstindustrie zu produzieren begonnen, wie eine von Neu entworfene Visitenkarte darstellt.





Paul Neu als Münchner Student


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